Verantwortung kann man nicht in Zentimetern messen - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Public Affairs



AVIVA-BERLIN.de im Mai 2024 - Beitrag vom 05.03.2006


Verantwortung kann man nicht in Zentimetern messen
AVIVA-Berlin

Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Arbeit und Frauen gibt den Start der Kampagne gegen Zwangsprostitution "Verantwortlicher Freier" am 03. März 2006 bekannt.




Berlins Bürgermeister und Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen, Harald Wolf, Innensenator Dr. Ehrhart Körting, Polizeipräsident Dieter Glietsch und Nivedita Prasad für die Hilfsorganisation Ban Ying, Beratungs- und Koordinationsstelle gegen Menschenhandel, haben am 03.03.2006 eine Kampagne vorgestellt, die den Kunden der "Ware Sex" dafür sensibilisieren soll, Anzeichen für Zwangsprostitution wahrzunehmen und den Behörden zu melden.
Entscheidend für die Identifizierung von Opfern und somit für die Bekämpfung
des Menschenhandels können Freier sein. Sie sind diejenigen, die am ehesten
einen Eindruck von den Bedingungen erhalten, unter denen die Frauen arbeiten müssen. Sie können am ehesten Hinweise wahrnehmen, wenn es sich um einen Fall von Zwangsprostitution handelt.

So sollen Opfer von Frauenhandel und Zwangsprostitution besser erreicht werden. Sie wagen es aus Angst vor Repressionen und wegen des häufig unsicheren Aufenthaltsstatus selten, die Polizei einzuschalten.
Menschenhandel ist ein Delikt mit einer hohen Dunkelziffer.
Die in Berlin bekannt gewordenen Delikte mit 57 Opfern aus dem Jahr 2004
sind nur die Spitze des Eisbergs.

Ban Ying hat eine Kampagne konzipiert, die auf provokante und direkte Art
den Freier auf die Problematik hinweist und an sein Verantwortungsbewusstsein appelliert. Männer sollen ermutigt werden, auf Anzeichen dafür zu reagieren, dass eine Frau sich unfreiwillig prostituiert oder ausgebeutet wird.
Die Kampagne wurde in Zusammenarbeit mit der
Werbeagentur schiebe preil & bayer erarbeitet und versucht provokant und spielerisch den Freier zu erreichen, ohne ihn zu verurteilen. "b>
Und: "Denn egal wie groß Dein Schwanz ist, Du bist der einzige, der erkennen kann, ob eine Frau zur Prostitution gezwungen wird." Im Laufe des Jahres werden 9 000 Plakate mit diesen Texten in Berliner Herrentoiletten aufgehängt, 20.000 Tüten mit Fruchtgummis verteilt und eine fünfsprachige Website geschaltet.

Die Schirmherrschaft für diese Kampagne hat Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit übernommen. Unterstützung erfährt Ban Ying darüber hinaus durch die Senatoren Harald Wolf und Dr. Ehrhart Körting, den Berliner Polizeipräsidenten Dieter Glietsch sowie den DGB, die Gewerkschaften ver.di, transnet, IG BAU, IG BCE, GEW und NGG.

Für die Bekämpfung des Menschenhandels sind jedoch neben Öffentlichkeitsarbeit umfassende und nachhaltige Maßnahmen erforderlich. Bereits 1995 wurde daher
die interdisziplinäre Fachkommission Frauenhandel unter dem Vorsitz der für Frauen zuständigen Staatssekretärin eingerichtet. Sie hat bisher Maßnahmen
für eine effektivere Strafverfolgung und für eine bessere Situation der Opfer erarbeitet und wird diese Arbeit auch fortsetzen. So unterzeichneten Polizei
und Fachberatungsstellen eine Vereinbarung, die ihre enge Zusammenarbeit
verbindlich regelt.

Nivedita Prasad, Ban Ying: "Ziel der Kampagne verantwortlicherFreier.de ist es, Freier darüber zu informieren, wie sie ein Opfer von Menschenhandel erkennen können. Opfer von Menschenhandel sind über alltägliche Kommunikationswege kaum bis gar nicht zu erreichen. Daher der neue Weg über den Kunden. Er ist der Einzige, der unbeobachtet im direkten Kontakt mit potenziellen Opfern von Menschenhandel steht."

Harald Wolf, Bürgermeister und Senator für Wirtschaft, Arbeit und Frauen:
"Prostitution ist in Deutschland legal. Zwangsprostitution ist ein schweres Verbrechen, das mit Delikten wie Menschenhandel, Nötigung, Körperverletzung und Vergewaltigung einhergeht. Opfer sind die Prostituierten. Viele Männer, die diese Prostituierten frequentieren, machen sich das nicht bewusst. Ich unterstütze die Kampagne von Ban Ying, weil sie Freier daran erinnert, dass sie ihre Verantwortung
nicht an der Garderobe abgeben können."


Weitere Infos im Netz unter www.verantwortlicherFreier.de und
www.ban-ying.de


Public Affairs

Beitrag vom 05.03.2006

AVIVA-Redaktion